Früher gingen Studenten in die Universität, um sich in einem Fach zu vertiefen. Es gab Fachschaften und eine Mensa, Filmabende und Sportangebote. Die Studenten der Fakultäten blieben weitestgehend unter sich, es sei denn, man traf sich auf legendäre Sommerfeste. Heutzutage ist die Universität ein viel komplexeres Gebilde mit einem breiten Angebot an Veranstaltungen. Dazu gehört das neue Leadership Talent Lab (LTL) am KIT, welches Studierende bestmöglich auf die Herausforderungen des Arbeitslebens vorbereiten möchte.
Das House of Competence (HoC) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gibt es bereits seit knapp 20 Jahren. Es wurde gegründet, um die Förderung von Schlüsselkompetenzen und die interdisziplinäre Lehre voranzubringen, von der es bis dahin zu wenig an der Universität gab. Studierende bekommen hier fachübergreifende Kompetenzen vermittelt, die über das eigene Thema hinausgehen. Lehrveranstaltungen, Workshops und Beratungsangebote des HoC zielen darauf ab, Soft Skills wie Teamarbeit, Präsentationstechniken, Projektmanagement, selbstreguliertes Handeln und wissenschaftliches Schreiben zu entwickeln.
Good Leadership ist für mich eine Form der Wegbegleitung und Potentialentfaltung. Die Menschen, die einer Führungskraft anvertraut sind, wollen sich entwickeln und zum großen Ganzen beitragen.
Dr. Michael Stolle, Geschäftsführer HoC
Dr. Michael Stolle ist Geschäftsführer am House of Competence (HoC), er hat es maßgeblich mitaufgebaut. Im Laufe seiner Arbeit hat er sich intensiv mit dem Thema Führung und Entscheiden auseinandergesetzt. Dazu bietet er auch Lehrangebote an. “Good Leadership ist für mich eine Form der Wegbegleitung und Potentialentfaltung. Die Menschen, die einer Führungskraft anvertraut sind, wollen sich entwickeln und zum großen Ganzen beitragen”, sagt Stolle über sein Führungsverständnis.
Aus diesem Wirkungskreis entstand vor drei Jahren die Leadership Talent Academy (LTA). Das Förderprogramm richtet sich in erster Linie an Studierende, die kurz vor einem Übergang ins Berufsleben stehen und sich zu einer werteorientierten Persönlichkeits- und Karriereentwicklung weiterentwickeln wollen. Um das Sammeln von Erfahrungen rund um das Thema Führung möglichst früh zu Beginn eines Studiums zu ermöglichen, wurde nun das LTL aus der Taufe gehoben.
LTL ist der Experimentierraum für Good Leadership
Sabrina Weiß, Projektleiterin Leadership Talent Lab, beschreibt die Idee hinter dem neuen Angebot: „Im Unterschied zur LTA setzt unser Programm bereits an der Graswurzel an. Unsere Zielgruppe sind Studierende ab dem Bachelorstudium, die sich bisher noch nicht oder kaum mit dem Thema Führung auseinandergesetzt haben. Das LTL versteht sich daher als „Experimentierraum für Good Leadership“. Dieser Ansatz ermöglicht es uns, innovative Formate auszuprobieren und attraktive Erfahrungsräume außerhalb der Hochschule zu bespielen, die einen echten Perspektivwechsel schaffen. So können sich die Studierenden mit den Voraussetzungen, Anforderungen und Handlungsspielräume des Führens und Geführt-Werdens beschäftigen und erste Selbstwirksamkeitserfahrungen machen“.
„Dieser Ansatz ermöglicht es uns, innovative Formate auszuprobieren und attraktive Erfahrungsräume außerhalb der Hochschule zu bespielen, die einen echten Perspektivwechsel schaffen.“
Sabrina Weiß, Projektleiterin LTL
Die LTL-Angebote setzen direkt bei der studentischen Lebenswelt an. Es geht darum, erste Führungserfahrungen zu ermöglichen, die anschlussfähig sind an den studentischen Alltag und dem studentischen Ehrenamt. Die zwei wesentlichen Bausteine einer guten „Führung im Alltag“ bilden dabei die Selbstführung als grundlegende Voraussetzung einer guten Führung sowie die Teamführung. „Zur Selbstführung gehört für uns eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung, die nicht nur die Fähigkeit zur Selbstreflexion (Wer bin ich? Wie möchte ich sein? Welche Stärken und Kompetenzen habe ich?), sondern auch die Selbstverantwortung (eigenverantwortlich handeln & entscheiden) sowie eine werteorientierte Denkhaltung in den Blick nimmt. In Bezug auf die Entwicklung von Teamführungskompetenzen geht es darum, die eigene Führungspersönlichkeit zu entdecken und das Führen und Geführt-werden gemeinsam zu erproben“, erläutert Weiß das Angebot.
LTL-Kick-Off Event findet großen Anklang
Viele junge Studierende sind neugierig auf die neuartigen Angebote. Mit über 370 Anmeldungen zum Semesterstart überstieg die Zahl, die zur Verfügung stehenden Plätze deutlich. Insgesamt waren 37 Teilnehmer bei der Kick-Off-Veranstaltung dabei. Besonders großes Interesse galten dem Workshop „Wer führt wen? Pferdegestütztes Führungstraining“ sowie dem Workshop „Zielgerichtet handeln: die Praxis des Bogenschießens“. So fielen auch die Rückmeldungen an die Veranstalter überwiegend positiv aus. Insbesondere die Auswahl der Speaker und der gut aufeinander abgestimmte Programmablauf wurden gelobt. Zuspruch gab es aber auch über die, für die Teilnehmer, spürbare Begeisterung, mit der die Veranstalter das Programm konzipiert und durchgeführt haben.
Das Programm des LTL umfasst im Wesentlichen drei Schwerpunkte, Themenbezogene Workshops an attraktiven außerhochschulischen Orten, Wissenschaftliche Seminare zu innovativen Good Leadership-Modellen und Maßnahmen zur Eigenreflexion von Leadership-Erfahrungen in der studentischen Lebenswelt. Zu den Workshops und Seminaren kann man sich über das Lehrprogramm des HoC anmelden. Die erbrachten Studienleistungen können im Modul „überfachliche Kompetenzen“ angerechnet werden.