Aktuelles

"Forsch' doch mal drauflos!" - Interview mit Ellena Zengerle

29.09.2023

Im Interview hat Sofia Delgado für die KSG mit Ellena Zengerle, Lehrerin am Gymnasium Mengen, gesprochen und viel über die Erfahrungen mit dem Programm WirtschaftsForscher! Regio Südwest erfahren.

Wi.Fo! Regio Südwest ist eine gemeinsame Initiative der PwC-Stiftung und der Karl Schlecht Stiftung im Rahmen des bundesweiten Programms Wirtschafts.Forscher! und wird in Kooperation mit dem Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg (IÖB) dem Regierungspräsidium Tübingen, dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL), und der Universität Tübingen durchgeführt.

Sofia Delgado (S.D): Wie ist das Projekt für Sie gelaufen, welches war die größte Herausforderung?

Ellena Zengerle: „Die größte Herausforderung war das Zeitproblem. Wir haben mit einer achten Klasse teilgenommen und die Schüler brauchten einfach recht lang, bis filmische Sachen im Rahmen der F+X-Challenge* umgesetzt wurden. Wie haben WBS als einstündiges Nebenfach, da sind ruckzuck die Stunden vorbei und man hat nicht wirklich irgendetwas geschafft. Zeitlich war das eine Herausforderung. Ansonsten hat das wunderbar geklappt, vor allem mit dem Wi.Fo!-Lab, das war super. (*Anmerkung der Redaktion: Die F+X-Challenge war eine Aufgabe im Rahmen der Themenkampagne “Führung+X” der Karl Schlecht Stiftung. Mehr dazu unter www.fplusx.de)“

S.D.:  Sollte Ihrer Meinung nach das Zeitfenster vergrößert werden oder das Programm noch mehr auf die Klassenstufen abgestimmt werden?

Zengerle: „Wir bräuchten generell mehr Zeit. WBS ist ja überall ein Nebenfach. Das heißt, dass für die anderen Klassenstufen das Problem ein ähnliches sein wird, schätze ich mal. Wir hatten erst zum zweiten Schulhalbjahr den WBS-Unterricht und hätten dann sofort mit der F+X-Challenge anfangen müssen, bevor wir irgendeinen Unterrichtseinstieg oder fachlichen Input gehabt hätten, um die Filme dann fristgerecht einreichen zu können. Das war eine Herausforderung.“

S.D.: Haben Sie es am Ende geschafft?

Zengerle: „Wir haben es geschafft, dank tatkräftiger Unterstützung. Herr Porrmann (Projektkoordinator PwC), Frau Osswald (F+X-Projektmanagerin) und Herr Kayser (Video-Coach), haben uns an der Schule besucht und per Videokonferenzen tatsächlich mit Tipps unterstützt, wie man die filmische Umsetzung gestalten kann, wie man einen guten Titel formulieren kann usw. Ohne sie hätten wir es zeitlich nicht hinbekommen.“ (Hier das Ergbnis ansehen: Gewinnerfilm)

 

 

Super Material, super Unterrichtsvorschläge 


S.D.: Wie kann man Lehrkräfte in Zukunft noch besser unterstützen? Gibt es etwas, dass man im Vorfeld am  Wi.Fo!-Lab vielleicht verbessern könnte?

Zengerle: „Was mir richtig geholfen hat, waren die einzelnen Unterrichtssequenzen, die es im Programm mit vorgeschlagenen Aufgaben für die Lehrer gibt. Die fand ich super. Bis ich die entdeckt hatte, war es dann fast schon ein wenig spät, weil das Materialangebot im Wi.Fo!-Lab so umfangreich ist, dass man eine Zeit braucht, um, sich zu orientieren. Wenn man hier eine Art Register hätte, wo man eine Übersicht hat, welche Materialen es zu welchen Themen gibt, das hätte mir, glaube ich, geholfen oder am Anfang eine Einführung, wie man damit arbeiten kann. Irgendwann, als es sich mir erschlossen hatte, da ging mir wie ein Licht auf. Da ist super Material, da sind super Unterrichtsvorschläge, aber bis man sich an diese Fülle von Vorschlägen durchgearbeitet hat, ist bei mir sehr viel Zeit vergangen.“

S.D.: War das ganze Projekt ein zeitlicher Mehraufwand für Sie als Lehrkraft?

Zengerle: „Zu Anfang ja, aber ich glaube jetzt, in den kommenden Jahren werde ich davon profitieren. Jetzt hat man sich eingearbeitet, hat die Funktionsweisen verstanden, jetzt wäre es definitiv nicht mehr so viel Zeitaufwand.“ 

Forsch mal selbst drauf los! 


S.D.: Wie bewerten Sie das Konzept „Forschendes Lernen“ an sich für die Schüler?

Zengerle: „Ich finde die Mischung aus Schüler und Handlungsorientierung wirklich gewinnbringend für die Schüler. Sie gehen mit einer anderen Motivation da rein. In diesem Wi.Fo!-Lab gibt es Audiobeiträge, Videobeiträge, Texte, also es ist für jeden Lerntyp etwas dabei. Dieses „forsch mal selbst drauf los“, dieser Vertrauensvorschuss zu sagen, ihr bekommt das auch allein hin und ihr wurschtelt euch erstmal selbst durch, das kam bei den Schülern echt gut an. Für die Schüler war das super motivierend und der ethische Aspekt, der bei den ganzen Einheiten dahintersteckt, den finde ich unglaublich gut.“

S.D.: Gab es viele „Aha-Momente“ bei den Schülern?

Zengerle: „Ich glaube die „Aha-Momente“ waren unbewusster. Das kam eher schleichend, dass sie selbst ihre Rolle und ihre Verantwortung, zum Beispiel wie bei unserem Thema Supermarkt sie als Verbraucher haben. Die Materialien in diesem WiFo!-Lab sind didaktisch unglaublich gut reduziert, so dass es keine Verständnisbarrieren gab, obwohl sie das erste mal Wirtschaftsunterricht hatten. Das Material war sehr gut zugänglich für sie.“

S.D.: Wurden die Aufgaben bewertet, die von den Schülern mit Wi.Fo!-Lab bearbeitet wurden?

Zengerle: „Die Materialen im Wi.Fo!-Lab sind angelehnt an das, was auch im Bildungsplan vorgesehen ist. Es ist schon Prüfungsmaterial. Wir haben diesmal darauf verzichtet eine Klassenarbeit im Fach zu schreiben, weil wir so viel Zeit und Mühe und Energie in diese Projektchallenges gesteckt haben. Wir haben die Projekte bewertet. Das haben wir demokratisch mit den Schülern abgestimmt.“

Ellena Zengerle ist auch im Schuljahr 2023/2024 wieder dabei und wird sogar mit drei Klassen an den Wirtschafts.Forschern! teilnehmen! Wir sagen herzlichen Dank für das Interview und wünschen Frau Zengerle, allen weiteren teilnehmenden Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern im Schuljahr 2023/2024 viel Freude bei den Wirtschafts.Forschern!

Zum Programm Wirtschafts.Forscher!:

Wirtschafts.Forscher! richtet sich an Lehrkräfte und Schüler der Klassen acht und neun der Sekundarstufe I, des Fachs WBS - Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung. Die Schüler können alltagsnahe Probleme und Fragestellungen nach dem Konzept des Forschenden Lernens kreativ bearbeiten. Innerhalb der Arbeit mit dem Wi.Fo!-Lab, ein virtueller Lehr-Lernraum, gibt es Projektchallenges. Dabei wird praktisch, in Form von Videos oder in anderen Medien, von den Schülern umgesetzt, was im Unterricht erarbeitet wurde.

Mit der Modellregion Wi.Fo!-Regio Südwest erfährt das bundesweite Programm eine tiefergehende Weiterentwicklung durch eine gebündelte, breitere Teilnahme von Schulen.