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Manchmal muss man nur innehalten, um sein Glück zu erkennen

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© Max Wallisser/privat
30.05.2023

Max Wallisser ist auf dem ersten Blick ein ganz normaler neunzehnjähriger Schüler. Graue Hose, schwarzes Poloshirt, weiße Adidas Turnschuhe, mittelblonde, kurze strubbelige Frisur. Er trägt eine Muschelkette am rechten Handgelenk, die vielleicht die Sehnsüchte nach der großen weiten Welt symbolisieren soll. In seinem Alter nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich ist dann eher die goldene Farbe der Armbanduhr. Er ist zu dem Kick-Off Seminar der Entrepreneur Talent Akademie (ETA) aus Affalterbach in der Nähe von Stuttgart angereist.

Sein Gymnasium ist in Marbach, wo er dieses Jahr Abitur machen wird. Mathe, Wirtschaft und Englisch sind seine Leistungskurse. Danach träumt er davon eine Weltreise zu machen, vielleicht durch Südamerika, denn er spricht auch etwas Spanisch.

Zur ETA ist er über seine Lehrerin gekommen, die ihn darauf aufmerksam gemacht hat. Das Thema Selbstständigkeit begleitet ihn schon seit er 16 Jahre alt ist. „Ich habe Senioren bei IT-Problemen geholfen“, erst einmal ehrenamtlich, später dann kommerziell, erinnert er sich. Das habe ihm damals sehr viel Spaß gemacht und dabei kommt er direkt auf die Gegenwart zu sprechen:

„Gerade in Deutschland brauchen wir junge Leute, die etwas Neues probieren.“

Max Wallisser
Teilnehmer der ETA

Doch das allein ist nicht der Grund, warum er an diesem Wochenende zu der Auftaktveranstaltung gekommen ist. Er möchte Netzwerken und neue Leute kennenlernen, möglichst „ehrliche, nette Leute“, wie er betont. Ideen für die Selbstständigkeit habe er tausende, denn er sei ein Generalist, der sich für vieles interessiere. Sein Wunsch wäre es Sachen aus Amerika zu importieren, speziell aus dem Sportbereich American Football. Er spielt es nicht nur selbst, sondern ist fest davon überzeugt, dass sich dieser Sport auch in Deutschland in Zukunft mehr etablieren wird.

Was ihm an dem Thema Selbstständigkeit fasziniert, ist die Unabhängigkeit. „Ich entscheide über das Risiko, welches ich eingehe, muss aber auch mit den Konsequenzen umgehen können“, darüber ist er sich bereits bewusst.

Fremde sind Freunde, die man noch nicht kennt

Max gehört während des Seminars zu denen, die schnell Kontakte knüpfen. Zu Leo und Antoni hat er prompt einen guten Draht gefunden, aber auch mit den anderen ist er immer im Gespräch. Er hat einen Football mitgebracht, weil jeder einen persönlichen Gegenstand mitbringen sollte. Max hat Fragen, möchte viel wissen. Wer fragt der führt, ist eine bekannte Weisheit und diese macht er sich zu nutze. Doch auch die anderen Jugendlichen nutzen die Gelegenheit, ihr Wissen zum Thema Selbstständigkeit zu erweitern. Sie fragen den Vorstand Dr. Bocks von der Karl Schlecht Stiftung nach seinen persönlichen Hürden im Berufsleben. Sie fragen die Gründer, welche am Samstag anwesend sind, nach Rat und Tipps. Einer von ihnen, Anton, hat Max besonders inspiriert. Von ihm nimmt er den simplen Rat mit, es einfach zu probieren. Jetzt und nicht auf einen besseren Zeitpunkt zu warten, denn den gäbe es nicht. Jetzt wäre er jung, jetzt habe er am wenigsten zu verlieren. Und selbst wenn er jetzt Fehler mache, so wären diese nicht so schlimm.

Bei einer Challenge am Freitagabend, es gilt in einem kleinen Team einen Turm aus Spaghettis und Marshmallows innerhalb kürzester Zeit zu bauen, gewinnt das Team von Max. Gemeinsam etwas verändern und Hürden erfolgreich überwinden. Das gelingt, so scheint es, dem Affalterbacher besonders gut. „Jeder hat eine Idee bei der Aufgabe entwickelt. Ich habe mir beispielsweise das Fundament ausgedacht“, sagt Max. „Dann haben wir die Ideen kombiniert, bis es funktioniert hat“. Im Team Stärke zeigen, auch das ein Talent des Abiturienten.

Bleiben und genießen, um zu schätzen, was man hat

Seine Vorbilder? James Senegal, CEO von der Einzelhandelskette Costco aus den USA. Über ihn hätte er mal gelesen, dass er einen engen Kontakt zu seinen Mitarbeitern pflege. So sei Senegal einmal persönlich zu einem sehr kranken Mitarbeiter ins Krankenhaus geflogen und habe diesen unterstützt. Eine respektvolle Geste, die zeigt jeder ist für jeden da, so etwas bewundert Max.

Berufliche Ziele? Noch vor Verpflichtungen kommt bei ihm an erster Stelle das Leben selbst, glücklich und gesund sein, das wäre das Wichtigste, so würde er auch den Titel des Buches wählen, wenn er jetzt eins über sich selbst schreiben müsste. Denn da könne er auch ganz viel reinschreiben, was ihn glücklich machen würde. Ein Beruf muss Spaß machen, so müsse seine Karriere nicht zwangsläufig in der Selbstständigkeit münden, aber er will Teil einer Veränderung sein, etwas nach vorne bewegen. Wenn er später einmal zurück auf sein Leben schaut, will er sagen können, dass alles, was er vorher gemacht hat, darauf hinauslief, glücklich und erfüllt zu sein.

„Jeder von uns kann etwas an der Welt zum Besseren verändern“, ist sich der Abiturient sicher. Seine Ziele sind groß. Er könne sich beispielsweise vorstellen, selbst einmal eine Stiftung zu gründen. Denn man solle insbesondere Ländern helfen, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht. „Viele sehen das aber bei uns nicht, das fällt mir besonders auf, vor allem in der Schule“, ergänzt er. Viele wüssten es nicht zu schätzen, was es hier in Deutschland an Möglichkeiten gäbe.

Wenn er sofort mittels eines Zauberstabs etwas verändern könnte, dann würde er als erstes die Ungerechtigkeit auf der Welt beseitigen. Dieser Spalt zwischen Arm und Reich, der immer größer wird. Sein Blick fällt auf die USA, wo die Mittelschicht dabei ist, immer kleiner zu werden. Er hat die vielen Obdachlosen dort gesehen vor drei Monaten, als er drüben war. Als nächstes würde der Generalist Max schlimme Krankheiten abschaffen, wie er es nennt. Er interessiere sich auch für Medizin, zum Beispiel für die Onkologie. Manchmal müsse man aber auch gar nichts verändern, sondern einfach innehalten und bewusst realisieren, wo man gerade steht im Leben, um zu erkennen, dass eigentlich alles gut ist. „Bleiben, genießen und schätzen, was man hat“.

Über die drei Tage des Seminars hinweg, sieht man ihn viel Netzwerken und gemeinsam mit den anderen lachen, vielleicht wird das sein Erfolgsrezept für die Zukunft. Am Ende des Seminars glaubt er für alle sagen zu können: „Keiner von uns hätte vorher erwartet, dass dieses Seminar uns so viel weiterbringen kann. Die Erfahrungen, die wir machen durften, die Gründertalks, das Moonshot-Spiel, das sind alles Sachen, die prima harmoniert haben“. Er sei dankbar, dass er dabei sein durfte. Zum Netzwerk seiner neuen Freunde gehört jetzt auf jeden Fall auch Thomo.

Vom 2.-4. Juni treffen sich alle Teilnehmenden der LTA zur Abschlußveranstaltung des Stipendienprogrammes, der "ETA Future Con" in Stuttgart. Wir freuen uns schon darauf, davon zu berichten.

Und für all diejenigen, die jetzt neugierig geworden sind: Die nächste ETA startet im Herbst 2023. Bewerbungen sind seit 15. Mai bis zum 17. September 2023 über die Webseite der Stiftung der Deutschen Wirtschaft möglich.