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Talks, Pitches, Design Thinking und Networking für alle - inklusive Sonnenschein

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© Daniel Bauer, sdw
21.06.2023

Entrepreneurship Talent Academy futureCon Abschlussveranstaltung. Während im Januar zur Auftaktveranstaltung der Entrepreneurship Talent Academy (ETA) in Stuttgart das Wetter noch Luft nach oben hatte, spielte es bei der Abschlussveranstaltung perfekt mit.

Um die 100 Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bundesländern kamen am ersten Juni-Wochenende zusammen, um die feierliche Übergabe ihrer Zertifikate zu feiern, aber auch, um noch ein letztes gemeinsames Mal abzutauchen in ein Wochenende voller Networking und Teamchallenges.

Es war ein großes Wiedersehen und zugleich ein großes Kennenlernen der unterschiedlichen ETA-Teilnehmergruppen aus den drei Bundesländern Sachsen, Rhein-Maingebiet und Baden-Württemberg, die zum ersten Mal persönlich aufeinandertrafen. Die letzten zwei Monate hatte man sich überwiegend online in unterschiedlichen Modulen gesehen. Diesmal dabei waren auch Stipendiatinnen und Stipendiaten vom Studienkompass, einem Programm der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) mit vielen weiteren Förderpartnern, welches Schüler aus nichtakademischen Familien drei Jahre lang beim Übertritt von der Schule in die Ausbildung oder das Studium begleitet.

So wundert es nicht, dass das Aufeinandertreffen der vielen unterschiedlichen Jugendlichen am Ankunftstag einem Bienenschwarm bei der Landung am Bienenstock ähnelte. Es wurde beschnuppert, wieder zueinandergefunden und kennengelernt. Der überwiegende Teil des Nachmittags stand ganz im Zeichen des Themas „Sozial, nachhaltig und wachsend – wie geht das?“

 Die Gründungswelt ist hauptsächlich männlich

Dr. Ulrich Hinz, Bereichsleiter der sdw-Schülerförderung, eröffnete die Veranstaltung und freute sich über die rege Teilnahme und das große Interesse der Schüler für dieses junge Projekt. Sein Tipp:

„Bewahrt Euch die neuen Kontakte zu den anderen, über die Veranstaltung hinaus ..."

Dr. Ulrich Hinz, sdw

"...und prüft doch einmal, ob die Stipendien der sdw nach der Schulzeit etwas für Euch sind“. Weiter ging es mit Jessica Gruber, Referentin Entrepreneurship Education bei der Karl Schlecht Stiftung. Sie gab den Teilnehmern einen Überblick darüber, wie die aktuellen Rahmenbedingungen für Gründer in Deutschland aussehen. Zwei Bereiche fallen dabei defizitär auf: die physische Infrastruktur für Gründungen und Entrepreneurship Education an der Schule. Ein drittes großes Thema ist der Gender-Gap. Die Start-Up Welt ist mit bis zu 80 Prozent noch immer eine „Männerdomäne“.

© Bild: Daniel Bauer, sdw

Ohne „Purpose“ geht es nicht

Das Kernthema des Panels für den Freitagnachmittag „nachhaltig Wirtschaften“ war ein ernstes Thema. Moderiert wurde das kurzweilige Panel von Dorothée Frei-Stahl. Die vier Gäste auf der Bühne des großen Saals kamen aus verschieden Bereichen.

Mit dabei die junge Gründerin von „Holiroots“, Paola Varela, die nicht an den Handel verkaufbares Gemüse von Bauern, wie Karotten oder Rote Beete, zu schmackhaften Crackern verarbeitet und diese bereits erfolgreich in Belgien in die Supermärkte gebracht hat. Der Geschmack überzeugte auch die Jugendlichen, die die Snacks im Anschluss probieren durften und dies dazu nutzten, um weitere Fragen zur Herstellung, Verpackung oder zu den Inhaltsstoffen der Gründerin zu stellen. Sebastian Hinderer von der Universität Hohenheim vertrat die akademische Lehre, speziell im Bereich Unternehmensgründungen und Unternehmertum und sah vor allem bei dem Thema Nachhaltigkeit einen großen Hebel bei der Politik. Diese müsse den Rahmen vorgeben. Dann könne sich viel Unternehmertum entfachen und neue Gründungen und neue Geschäftsmodelle würden ermöglicht.

Claudio Rathlef ist Leiter des Social Impact Lab in Stuttgart und kennt sich mit den Hürden und Stolperfallen der Gründungen bestens aus. Er konnte den Zuhörern viel über den Start einer Gründung erzählen, denn seine Institution fängt bereits bei der Begleitung der Idee zu einem Unternehmen an. “Eine starke Idee ist gut, aber sie muss auch realisierbar sein.”, so sein Fazit. Spannend waren seine Beispiele von jungen Unternehmen, die umweltfreundliche Produkte neu entwickeln, wie ein kompostierbarer Tampon für Frauen, und gleichzeitig profitabel dabei sein können.

Dirk Jannausch ist Geschäftsführer der Salvia Gebäudetechnik. Als Podiums-Teilnehmer mit der meisten Erfahrung brachte er viel von seinem Wissen aus dem Alltag eines mittelständischen Familienunternehmens ins Gespräch ein. Gründen verlange oft Bauchentscheidungen und manchmal auch Mut zum Risiko. Eine gute Kommunikation bestimme maßgeblich den Erfolg eines Unternehmens. So wuchs sein Unternehmen zuletzt von 400 auf 1500 Mitarbeiter. Doch das Wichtigste sei, sich den unternehmerischen Geist zu bewahren, ist sein Tipp an die Zuhörer. Er verkörpert den Unternehmer, der trotz langer Berufserfahrung noch immer sehr viel Spaß an seinem Tun hat, wie er überzeugend sagte.

Die Diskussion der Podiumsgäste war lebendig und lebensnah. Die Moderatorin Dorothée Frei-Stahl fragte in die Runde der Zuhörer, was sie von Unternehmen erwarten, die vorgeben nachhaltig zu sein. Schnell fielen Begriffe wie „Greenwashing“ und die Hinterfragung des Begriffs Nachhaltigkeit. Ein Abiturient führte den Begriff „Corporate Social Responsibility“ ins Feld und erläuterte die Bedeutung der langfristigen nachhaltigen Verantwortung von Unternehmen, bis hin zur Produktionsstätte.

Es herrschte Staunen darüber, wie viel Wissen einige der jungen Zuhörer bereits über das Thema mitbringen. Der Trend geht dahin einen nachhaltigen Auftrag zu erfüllen, wusste Claudio Rathlef. Gründen ist keine leichte Kost, darüber waren sich alle einig. Profit und Sinnhaftigkeit zusammenzubringen, das ist die Kunst. Der Drang nach Freiheit dominierte auch bei der Umfrage im Saal. Ungefähr zwei Drittel sahen das als Grund, sich später einmal vielleicht für die Selbstständigkeit zu entscheiden.

© Bild: Daniel Bauer, sdw

„Der Mut auch mal nein zu sagen“

Paola Varela, Gründerin Holiroots

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, so Paola Varela gehöre auch zur Selbständigkeit dazu. Beispielsweise, wenn die Geldgeber andere Ziele verfolgen als die Gründer. Doch wichtig ist eines zu haben: Sinnhaftigkeit beim Tun, sie sprechen von „Purpose“. Das erfüllte auch die ETA: Sie pflanzt Bäume anstelle von kleinen Geschenken für die Redner.

Bevor es am Freitagabend ans Networken ging und die Teamchallenges auf dem Programm standen, bekamen alle Anwesenden bei einer feierlichen Übergabe die ETA-Teilnahmezertifikate.  Viel Zeit zum Ausruhen blieb allen danach nicht. Gleich am nächsten Morgen gab es ab 7 Uhr Frühstück, um gestärkt beim Design Thinking möglichst gute Ergebnisse zu erzielen. Hier durften alle noch einmal kreativ werden, indem sie Problemstellungen definierten, Bedürfnisse herausfanden, Ideen generierten, Business Pläne erstellten und am Ende des Tages ein Pitchbattle absolvierten. Am Sonntag waren dann wieder andere gefragt. Bei der Expertenrunde “Ask Me Anything” standen Experten zu unterschiedlichen Themen aus dem Businessumfeld Rede und Antwort. Mit dabei Abdullah Al Ameri, selbst Teilnehmer der ETA, der dem Ruf nach der Selbständigkeit bereits gefolgt ist. Bei seiner Session erklärte er, wie man mit defekten Smartphones ein Kleingewerbe neben der Schule aufbauen kann.

Mit ein wenig Wehmut unter den Teilnehmern, aber auch mit viel Begeisterung ging der erste Durchgang der ETA am Sonntagmittag zu Ende. Er war ein voller Erfolg. Es bleibt spannend, was die Teilnehmenden aus ihren Erfahrungen machen.

Und für all diejenigen, die Lust bekommen haben selbst an der ETA teilzunehmen: Die Bewerbungsfrist für den zweiten Durchgang, der im Herbst 2023 startet, läuft noch bis zum 17. September.