Ohne „Purpose“ geht es nicht
Das Kernthema des Panels für den Freitagnachmittag „nachhaltig Wirtschaften“ war ein ernstes Thema. Moderiert wurde das kurzweilige Panel von Dorothée Frei-Stahl. Die vier Gäste auf der Bühne des großen Saals kamen aus verschieden Bereichen.
Mit dabei die junge Gründerin von „Holiroots“, Paola Varela, die nicht an den Handel verkaufbares Gemüse von Bauern, wie Karotten oder Rote Beete, zu schmackhaften Crackern verarbeitet und diese bereits erfolgreich in Belgien in die Supermärkte gebracht hat. Der Geschmack überzeugte auch die Jugendlichen, die die Snacks im Anschluss probieren durften und dies dazu nutzten, um weitere Fragen zur Herstellung, Verpackung oder zu den Inhaltsstoffen der Gründerin zu stellen. Sebastian Hinderer von der Universität Hohenheim vertrat die akademische Lehre, speziell im Bereich Unternehmensgründungen und Unternehmertum und sah vor allem bei dem Thema Nachhaltigkeit einen großen Hebel bei der Politik. Diese müsse den Rahmen vorgeben. Dann könne sich viel Unternehmertum entfachen und neue Gründungen und neue Geschäftsmodelle würden ermöglicht.
Claudio Rathlef ist Leiter des Social Impact Lab in Stuttgart und kennt sich mit den Hürden und Stolperfallen der Gründungen bestens aus. Er konnte den Zuhörern viel über den Start einer Gründung erzählen, denn seine Institution fängt bereits bei der Begleitung der Idee zu einem Unternehmen an. “Eine starke Idee ist gut, aber sie muss auch realisierbar sein.”, so sein Fazit. Spannend waren seine Beispiele von jungen Unternehmen, die umweltfreundliche Produkte neu entwickeln, wie ein kompostierbarer Tampon für Frauen, und gleichzeitig profitabel dabei sein können.
Dirk Jannausch ist Geschäftsführer der Salvia Gebäudetechnik. Als Podiums-Teilnehmer mit der meisten Erfahrung brachte er viel von seinem Wissen aus dem Alltag eines mittelständischen Familienunternehmens ins Gespräch ein. Gründen verlange oft Bauchentscheidungen und manchmal auch Mut zum Risiko. Eine gute Kommunikation bestimme maßgeblich den Erfolg eines Unternehmens. So wuchs sein Unternehmen zuletzt von 400 auf 1500 Mitarbeiter. Doch das Wichtigste sei, sich den unternehmerischen Geist zu bewahren, ist sein Tipp an die Zuhörer. Er verkörpert den Unternehmer, der trotz langer Berufserfahrung noch immer sehr viel Spaß an seinem Tun hat, wie er überzeugend sagte.
Die Diskussion der Podiumsgäste war lebendig und lebensnah. Die Moderatorin Dorothée Frei-Stahl fragte in die Runde der Zuhörer, was sie von Unternehmen erwarten, die vorgeben nachhaltig zu sein. Schnell fielen Begriffe wie „Greenwashing“ und die Hinterfragung des Begriffs Nachhaltigkeit. Ein Abiturient führte den Begriff „Corporate Social Responsibility“ ins Feld und erläuterte die Bedeutung der langfristigen nachhaltigen Verantwortung von Unternehmen, bis hin zur Produktionsstätte.
Es herrschte Staunen darüber, wie viel Wissen einige der jungen Zuhörer bereits über das Thema mitbringen. Der Trend geht dahin einen nachhaltigen Auftrag zu erfüllen, wusste Claudio Rathlef. Gründen ist keine leichte Kost, darüber waren sich alle einig. Profit und Sinnhaftigkeit zusammenzubringen, das ist die Kunst. Der Drang nach Freiheit dominierte auch bei der Umfrage im Saal. Ungefähr zwei Drittel sahen das als Grund, sich später einmal vielleicht für die Selbstständigkeit zu entscheiden.