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Wenn Schüler gründen: „Gilan entstand, weil mir das passende Produkt fehlte!“

15.08.2023

Nuhr Sophia Riasat ist Absolventin des ersten Durchgangs der ETA, der Entrepreneurship Talent Academy, die im Frühjahr 2023 zum ersten Mal stattgefunden hat. Im Gespräch mit Sophia Delgado verrät Nuhr, was das Besondere an der ETA für sie ist.

Nuhr Sophia Riasat ist groß. Lange, glatte schwarze Haare erinnern auf dem ersten Blick ein wenig an die US-Sängerin Cher als diese noch jung war. Ihre dunklen großen Augen und Brauen sind markant. Sie sind eines der Gründe, warum sie zu dieser Veranstaltung gekommen ist und die sie in die Selbstständigkeit geführt haben. Die Schülerin ging auf eine Gemeinschaftsschule in die dreizehnte Klasse und machte im Sommer 2023 das Abitur.  Zu der ersten Kick-Off Veranstaltung der Entrepreneurship Talent Akademie (ETA) im Januar kam sie aus Tübingen angereist.

Im Rückblick auf die ETA sagt sie, dass die Veranstaltungen ihr alle sehr gut gefallen haben. Sie konnte etliche Kontakte knüpfen, vor allem zu den anderen "Mädels". Die Stiftung der Deutschen Wirtschaft und die Karl Schlecht Stiftung fördern dieses Stipendienprogramm und hatten im 6-monatigen Verlauf ein abwechslungsreiches Programm für die junge Zielgruppe auf die Beine gestellt. Es traf den Nerv der Anwesenden, denn hier wurden auch die persönlichen Fragen der jungen Teilnehmenden zur Kenntnis genommen.

Nach den zwei Tagen ETA-Auftaktveranstaltung wusste Nuhr sicher, was sie studieren will, Businessmanagement oder International Business. Dr. Leif Brändle von der Universität Hohenheim gab ihr bei der Veranstaltung die nötigen Antworten zu ihren noch offenen Fragen. „Ich hatte von dem Studiengang schon gehört, war mir aber nie so sicher, was das überhaupt bedeutet“, beschreibt sie ihre bisherigen Zweifel. Doch hier, zwischen Veranstalter, Gründern, Coaches und Beratern konnte sie diese aus dem Weg räumen.

Schülerin am Morgen und Unternehmerin am Nachmittag

Das Thema Entrepreneurship interessiert sie. Schließlich ist sie bereits seit kurzem selbst Unternehmerin. Wie es dazu kam? „Ich saß zuhause und wollte mich schminken. Da ich sehr kräftige Augenbrauen habe, hatte ich bisher immer Probleme damit, ein passendes Produkt zu finden, welches die Brauen zusammenhält. Ich habe eine White Labeling Firma angeschrieben, um andere Produkte auszuprobieren. Sie haben mir ein Gel zugeschickt, das für mich funktioniert hat....

„...Ich habe eine White Labeling Firma angeschrieben, um andere Produkte auszuprobieren. Sie haben mir ein Gel zugeschickt, das für mich funktioniert hat. So kam mir die Idee, daraus eine eigene Marke zu machen.“

Nuhr Sophia Riasat
Entrepreneurin und Absolventin der ETA

... erinnert sie sich an die Anfänge ihrer Selbständigkeit. Dann ging alles seinen Weg. Sie hat das Design für die Verpackung erstellt und ihr neu kreiertes Produkt „Gilán“, nach dem Namen Ihrer Mutter „Gilani“ genannt. Das Unternehmen Alibaba in China hat die Verpackung nach ihrem Entwurf hergestellt. Die Vermarktung erfolgt über Instagram, das Sprungbrett für viele junge Talente. Dort holte sie sich ihre Inspiration für Ihr Vorhaben. Viele nutzen mittlerweile Instagram oder TikTok, um sich selbst oder Produkte zu vermarkten. „Influencer“ heißen die Meinungsführer, sie bedienen die digitale Mundpropaganda und sind seit einigen Jahren sehr im Trend bei der jüngeren Zielgruppe.

Nuhr möchte später keine "Nummer im System" sein. Da draußen in der Arbeitswelt, wo jeder ersetzbar ist. „Ich möchte meinen festen Platz in der Unternehmenswelt haben“, das treibe sie an. Das Augenbrauen-Gel ist der geeignete Anfang, um die Welt der Selbständigkeit in allen Facetten kennenzulernen. An die ersten Hürden sei sie schon gestoßen, räumt sie ein. „Ich kann mein Produkt nicht nach Asien verschicken, weil es Flüssigkeit enthält, der Versand ist aus diesem Grund sehr teuer und lohnt sich nicht.“ Der Vertrieb und Export ins Ausland, das bereite ihr aktuell Kopfschmerzen, dafür habe sie noch keine Lösung. Vielleicht hat sie diese auf der ETA in Form von Anton Herman nun gefunden.

Mit seiner Agentur SpaceGoats kümmert er sich um Verkäufe bei Amazon in ganz Europa. Sein Unternehmen stellt dafür die Tools, Lieferketteninfrastruktur und das Amazon-Konto zur Verfügung. Von ihm bekommt Nuhr nun einen Kontakt, der nach Indien liefert. So geht Netzwerken! 

Hier bei der ETA funktionierte die Vernetzung untereinander hervorragend. Egal, welcher ethischer Hintergrund der Teilnehmer hat, alle verbindet das gemeinsame Interesse am Thema. Draußen im täglichen Leben sehe das anders aus, weiß Nuhr aus Erfahrung. Sie wünsche sich von ihren Mitmenschen weniger Vorurteile. Als Pakistanerin kenne sie diese Blicke, die kritisch und vorurteilsbehaftet sind. „Viele Menschen haben ein schlechtes Bild über Länder wie Pakistan oder Indien“, sagt sie. Die Medien seien mit verantwortlich daran.

An den Wochenenden der ETA wurden die täglichen Ungerechtigkeiten des Lebens außen vorgelassen. Bei der ETA ging es darum, mit Spaß die Welt der Unternehmensgründung kennenzulernen. Dazu gab es genügend Gelegenheiten. Gemeinsam wurde viel gelacht und diskutiert.

So auch wieder auf der Abschlussveranstaltung, der ETA futureCon Anfang Juni. In den sechs Mvonaten dazwischen bot die ETA diverse spannende digitale Lernangebote, wie Webtalks mit Gründern oder Online-Trainings.Doch in der Zeit hatte bei ihr und vielen anderen Teilnehmern erst mal das Abitur Vorrang. Das große Wiedersehen aller Teilnehmer auf der ETA futureCon hat Nuhr motiviert, sich wieder mehr ihrer Selbstständigkeit zu widmen. Sie findet es schade, dass die Veranstaltung nun zu Ende sei. Das “unternehmerische Mindset” fehle leider ein wenig ihr bei ihren Mitschülern in der Schule, welches sie und andere hier verbunden hat. Die Abschlussveranstaltung hat ihr den nötigen Kick gegeben, an ihrem Produkt weiterzuarbeiten. Im Sommer geht es erstmal nach Pakistan. Dort will sie ein professionelles Fotoshooting machen und ihre Instagram-Seite für Ihr Produkt aktualisieren. Auch Reisen stehe auf dem Programm. Aber jetzt heißt es erstmal den Sommer genießen und alles, was bisher erlebt und gelebt wurde, wirken zu lassen.

Wir sagen herzlich "Danke" für das Interview und wünschen Nuhr weiterhin viel Erfolg!

Die Entrepreneurship Talent Academy, organisiert von der sdw, der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, findet in Stuttgart, Dresden und Frankfurt statt und hat das Ziel, Schülerinnen und Schüler frühzeitig für das Thema Unternehmertum zu begeistern. Der nächste Durchgang startet im Herbst 2023. Bewerbungen sind noch bis zum 17. September 2023 möglich.