In unserer Reihe „3 Fragen an…“ sprechen wir mit Partnern und Persönlichkeiten aus unserem Stiftungsnetzwerk und geförderten Projekten über das Thema Good Leadership.
Unsere drei Fragen richten wir heute an Dr. Lisa Schmalzried, wissenschaftliche Leiterin des Doktorandenkollegs "Ethik und gute Unternehmensführung“ am Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik (WZGE), Beirätin der Themenkampagne „Führung +X“ und Dozentin im Rahmen der Leadership Talent Academies (LTA).
Frau Dr. Schmalzried, was bedeutet für Sie Good Leadership?
Gute Führung, auf Englisch „Good Leadership“, bedeutet für mich, dass der Führungsprozess so gestaltet wird, dass moralische Werte Leitplanken und zentrale Orientierungspunkte hierin sind. Dies betrifft sowohl das Handeln und Entscheiden von Führenden und Geführten, aber auch die Frage, welche Ziele im Führungsprozess gesetzt werden und wie diese umgesetzt werden. Weiterhin wie der Kontext, innerhalb dessen Führung stattfindet, gestaltet wird. Abhängig vom Führungskontext kommen weitere Maßstäbe guter Führung, wie beispielsweise Effizienz oder Innovationskraft, hinzu.
Welches Vorbild zu Good Leadership (Person, Institution etc.) haben Sie und warum?
Ich habe kein Vorbild zu guter Führung und tue mich generell mit dem Gedanken eines Vorbildes in Bezug auf Führung schwer. In vielen Abhandlungen werden einzelne Personen herausgegriffen, die als gute Führende gelten, ihre Biografien werden detailliert dargestellt und ihre Eigenschaften und Fähigkeiten analysiert. Damit entsteht die Gefahr, dass man eine „Great Man Theory“ vertritt und Führende zu Lichtgestalten werden lässt. Für mich ist es hilfreicher über Herausforderungen und Dilemmata im Bereich der Führung nachzudenken und zu überlegen, wie man diesen idealerweise begegnen könnte. Natürlich gilt es hier auch zu bedenken, wie in realen vergleichbaren Situationen gehandelt wurde bzw. hätte gehandelt werden können.
Welche persönlichen Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach besonders wichtig für Good Leadership?
Wenn man darüber nachdenkt, welche Eigenschaften für gute Führung wünschenswert sind, sollte man nicht nur über Führende, sondern auch über die geführten Personen sprechen, da Führung ein zwischenmenschlicher Prozess ist. Auch glaube ich nicht, dass man einen Kriterienkatalog von Eigenschaften erstellen kann, die sicherstellen, dass Führung gelingt. Dies gesagt, glaube ich, dass Führende neben fachlicher Expertise, Offenheit, Kritikfähigkeit und Vorstellungskraft auch über Überzeugungskraft und Einfühlungsvermögen verfügen sollten und sie (Für-)Sorge um geführte Personen, externe Stakeholder und das Ziel der Führung übernehmen sollten. Letztendlich sind diese Eigenschaften auch für die Geführten Personen wichtig und sie müssen m.E. den Mut haben, Nein zu sagen und selbst Verantwortung zu übernehmen.
In der nächsten Folge von „3 Fragen an…“ sprechen wir mit Dr. Philippe Merz, Geschäftsführer und Gründer der Thales-Akademie in Freiburg.