Aktuelles
16.05.2023

In unserer Reihe „3 Fragen an…“ sprechen wir mit Partnern und Persönlichkeiten aus unserem Stiftungsnetzwerk und geförderten Projekten über das Thema Good Leadership.

Herr Adamopoulos, was bedeutet für Sie Good Leadership?

Glaube ich an etwas, habe ich eine Art Stern außerhalb der physischen Welt, den ich für mich und meine Beziehungen ins Kalkül ziehe. Verliere ich meinen Stern, würde mir das Universum all zu flach. Ohne Stern ist mir Good Leadership eine platte Optimierungskette. Das Wort „Good“ impliziert für mich Vertikalität zum Horizont, den aufrechten Gang, im Kontrast zum trügerischen Versuch in der risikovermeidenden Mittellage zu verharren. Ein individuelles Beispiel verkörpert mir Jürgen Ponto in seiner Kulturkreis-Rede 1973, wo er universell alle Engagierten erkennt als Tätige mit der Überzeugung, es sei „eine gute Idee, unter Menschen zu leben“. Dieses Firmament des Glaubens beeindruckt mich und ich lese seine Rede mehrmals im Jahr, ‚in guten wie in schlechten Zeiten‘, auch wenn sie an manchen Stellen in die Jahre gekommen erscheint.

Das Wort „Good“ impliziert für mich Vertikalität zum Horizont, den aufrechten Gang, im Kontrast zum trügerischen Versuch in der risikovermeidenden Mittellage zu verharren.

Konstantin Adamopoulos
Künstler und Kurator

Welches Vorbild zu Good Leadership (Person, Institution etc.) haben Sie und warum?

Ein ko-kreatives Beispiel der Gegenwart ist mir die fröhliche Dynamik des Stegreif Orchesters. Wer diesen lebendigen Musikorganismus aus wachen und sich unmittelbar aus Freiheit verbindenden Künstler und Künstlerinnen erlebt hat, kennt mein begründetes Gefühl einer bejahenden Orientiertheit in den komplexen Taten. Hier gibt es tatsächlich kein Außen, kein Publikum. In diesem Konzert sind wir alle würdevoll Produzierende. Das liegt wohl daran, dass erlebbar ist wie Eigenverantwortung zu Gesamtverantwortung im notwendigen Atemrhythmus sich spielt, lebensbejahend. Die Musik kann hier zukünftige Sozialität erfahrbar machen. Irgendetwas versuchsweise abgetrennt herauszuhalten, erweist sich als unkünstlerisch, unökologisch und unlebendig. Das gesamte Menschheitskonzert schwingt mit allem, mit allen möglichen Gedanken, Tatsachen und Fraglichkeiten “as good as it gets in this moment”. Dass es kein Außen gibt, dass alles mit mir in Verbindung steht und in mir, lehrt die Gegenwart schmerzlich herrlich und gerade deshalb ist Zuversicht angemessen. Noch mehr ist wirksam zwischen allem, höher, tiefer, und umfassend. - So erlebe ich das in meiner Liebe zu meiner Frau, meinen drei Kindern, all den Menschen, den Tieren, den irdischen und den kosmischen Verhältnissen. Das ist so wundervoll arbeitsteilig. Das hält, hilft und trägt mich in all meinen Irrungen und Windungen. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar, weil ich genau jetzt hierin Mensch sein kann.

Welche persönlichen Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach besonders wichtig für Good Leadership?

Die notwendigen, bedarfsorientierten Entscheidungen werden aus dem Glauben der Bezogenheit heraus treffbar, in individueller Verantwortung aller für das Ganze. Das geht meiner bisherigen Erfahrung nach nicht ohne gelegentliches Scheitern, nicht ohne den ordentlichen Blick in persönliche Abgründe und nicht ohne liebevolle Um- und Einkehr. Good Leadership ist für mich eine Frage des Menschenbildes und des Strebens nach Stimmigkeit. Zumindest macht es mir aus diesem Wollen heraus Freude.

Wir sagen herzlich „Danke“.

In der nächsten Folge erläutert Dr. Michael Stolle, verantwortlich für das Leadership Talent Lab am House of Competence, was für ihn Good Leadership ausmacht.