Im Oktober fand das erste Kickoff Wochenende mit den Teilnehmenden des ersten Batch in Heidelberg statt. Grund für uns, bei Valeria Levtchenko und Dr. Eric Heintze, Uni Stuttgart einmal nachzufragen, wie sie den Start fanden.
Am Anfang des Jahres startete YEEP – Young Entrepreneurs Excellence Program. Ziel ist, talentierte Schülerinnen und Schüler aus Baden-Württemberg in einem einjährigen Mentorenprogramm auf ihrem Weg ins Unternehmertum zu unterstützen und zu begleiten. YEEP ist ein Kooperationsprojekt zwischen NXTGN (vormals Gründermotor), der Universität Stuttgart, der Hochschule der Medien, gefördert von der Vector Stiftung und der KSG.
In den letzten 8 Monaten hat sich viel getan: Das Projekt wurde vom exekutiven und operativen Team konzeptionell und inhaltlich aufgesetzt, Prozesse definiert und die Ausschreibung für den ersten Durchgang gestartet. Im Sommer fanden die Kennenlerntage statt. 35 der vielen Bewerberinnen und Bewerber nutzen diese Möglichkeit. 28 von ihnen erhielten die Zusage beim ersten Batch dabei zu sein. Neu im Team ist seit Juli auch Valeria Levtchenko als Projektleiterin des Operativteams.
„Valeria, Du bist noch relativ neu im Projektteam von YEEP. Wie kam es dazu, dass Du hier eingestiegen bist? Was hat Dich daran gereizt?
Valeria Levtchenko (VL): „Der Einstieg war für mich besonders reizvoll, weil das Programm Jugendlichen eine tolle Kombination aus unternehmerischer Praxis, innovativen Ansätzen und persönlicher Entwicklung bietet. Die Möglichkeit, aktiv an der Förderung junger Menschen mitzuwirken, ist besonders motivierend. Schon länger interessiere ich mich für die Förderung von jungen Talenten und das Schaffen von Verbindungen zwischen Bildung und Praxis. YEEP war für mich die perfekte Plattform, um diesen Interessen nachzugehen und in einem dynamischen Team und Umfeld zu arbeiten, das die nächste Generation von Unternehmern unterstützt. Außerdem ist die Vermittlung ökonomischer Bildung bereits vor dem Studium von großer Bedeutung. Wichtige Grundlagen lassen ein nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Wirtschaftsverständnis schaffen. Je früher junge Menschen an solche Themen herangeführt werden, desto größer ist der Effekt auf ihr späteres Verständnis und Handeln in der Gesellschaft.“
„Die Vermittlung ökonomischer Bildung ist bereits vor dem Studium von großer Bedeutung.“
Valeria Levtchenko, NXTGN
„Die Konzeption des Programmes ist ja in den letzten Monaten „from Scratch“ entstanden. Wie hast Du Dich eingefunden und wo sind Deine Aufgaben?“
VL: „Als ich zu YEEP kam, befand sich das Programm bereits zwischen der Konzeption und der Umsetzungsphase, was eine spannende Herausforderung darstellte. Obwohl das Konzept zuvor ‚from Scratch‘ entwickelt wurde, hatte ich die Möglichkeit, mich von Anfang an aktiv einzubringen. Dabei wurde ich von meinen Teammitgliedern hervorragend unterstützt und konnte das Konzept gemeinsam mit ihnen weiterentwickeln und an verschiedenen Modulen mitwirken. Besonders deutlich wurde mir, dass wir mit der KSG und der Vector Stiftung als ein großes, kooperierendes Team agieren. Meine Hauptaufgaben liegen in der Projektplanung sowie in der engen Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern. Ein besonderer Fokus liegt für mich darauf, strategische Aspekte zu integrieren, um stets das Gesamtbild und die langfristigen Ziele im Auge zu behalten. Gleichzeitig ist es mir wichtig, im Programm selbst die Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen.“
„Genau das unterscheidet uns: Wir legen großen Wert darauf, gemeinsam zu wachsen und ein echtes Miteinander zu schaffen.“
Dr. Eric Heintze, Universität Stuttgart
„Eric, im Sommer fanden die Kennenlerntage und auch die Auswahl der Teilnehmenden statt. Was war das Spannende an diesem Prozess? Was habt ihr in der Auswahl anderes gemacht als andere Stipendienprogramme?“
Eric Heintze (EH): „Die Kennenlerntage im Sommer waren für uns eine ganz besondere Phase, weil die jungen Menschen, die sich bei uns beworben haben, uns alle tief beeindruckt haben und wirklich Lust auf die Zukunft machen. Ein Unterschied war, dass es uns wichtig war, den Auswahlprozess auf Augenhöhe zu gestalten. Nicht nur wir haben die Schüler ausgewählt, sondern sie hatten auch die Möglichkeit, uns kennenzulernen und zu entscheiden, ob unser Programm zu ihren Zielen und Werten passt. Dadurch entstand ein gegenseitiges Auswahlverfahren, das auf Vertrauen und Offenheit beruhte. Dieses Projekt ist besonders spannend, weil beide Seiten voneinander lernen können. Genau das unterscheidet uns: Wir legen großen Wert darauf, gemeinsam zu wachsen und ein echtes Miteinander zu schaffen.“
„Die Teilnehmenden haben vier Wochen vor dem Kickoff-Wochenende bereits online kennengelernt. Auch einen virtuellen Elternabend habt ihr gemacht. Das klingt sehr nach Schule. Was war der Grund dafür?“
EH: „Durch die Online-Kennenlerntreffen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit ortsunabhängig und flexibel erste organisatorische Informationen zu erhalten. Dadurch konnten wir Vereinbarkeit mit der Schule gewährleisten. Uns war es wichtig, von Anfang an Transparenz zu schaffen und sowohl die Teilnehmenden als auch ihre Eltern in den Prozess einzubeziehen. Die Jugendlichen stehen am Anfang eines Programms, das unter anderem neue Anforderungen mit sich bringt. Wir wollten daher sicherstellen, dass auch das direkte Umfeld – also die Eltern – gut informiert ist und versteht, wie das Programm funktioniert und wie sie ihre Kinder dabei unterstützen können.“
„Nun hat das erste Präsenz-Wochenende in Heidelberg stattgefunden. Was stand da auf dem Programm? Und wie kam es bei den Teilnehmenden an?“
VL: „Das erste Präsenz-Wochenende in Heidelberg war ein aufregender Startschuss für YEEP. Im Mittelpunkt standen Teambuilding-Aktivitäten, die das Vertrauen zwischen den Teilnehmenden stärken und ihnen ermöglichen sollten, sich persönlich besser kennenzulernen. Das Schaffen eines Vertrauensraums, in dem gemeinsames Wachstum gefördert wird, war dabei besonders wichtig. Darüber hinaus lag der Fokus stark auf der Persönlichkeitsentwicklung und dem Identifizieren individueller Stärken. Gerade am Anfang einer Gründungsreise ist es entscheidend, sich nicht nur fachliches Wissen, sondern auch Soft Skills und Methoden zur Selbstreflexion anzueignen. Das Wochenende zeigte, dass die Motivation der Gruppe hoch ist und das Programm sowohl fachlich als auch persönlich bereits einen großen Mehrwert bietet.“
„Wenn Ihr Euch die Teilnehmenden anschaut: Lässt sich nach dem ersten intensiven Wochenende schon ein gemeinsamer Spirit oder eine Vision erkennen? Gibt es etwas, dass diese jungen Menschen eint?“
VL: „Ja, diese jungen Menschen eint vor allem ihre Neugier und ihr Tatendrang, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und aktiv zu gestalten. Es wurde schnell deutlich, dass sie alle den Wunsch teilen, etwas Sinnstiftendes zu schaffen. Ein weiterer gemeinsamer Nenner ist ihre Offenheit für Zusammenarbeit. Viele haben erkannt, wie wichtig ein starkes Netzwerk und der Austausch untereinander sind, um Innovationen voranzutreiben. Schon jetzt prägt der Wunsch, etwas zu bewegen und voneinander zu lernen, den Spirit der Gruppe. Sie vereint eine klare intrinsische Motivation und das gemeinsame Ziel, das Potenzial des Programms voll auszuschöpfen.“
„Im ersten Batch sind 1/3 weibliche Teilnehmende. 33% sind schon deutlich mehr, als in der üblichen Start-Up-Landschaft in Deutschland, wo Frauen nur 20% ausmachen. Was ist hier Euer Ziel? Und woran liegt es, dass sich dennoch weniger Mädchen für YEEP beworben haben?“
EH: „Dass wir im ersten Batch einen Frauenanteil von 33 % haben, ist ein guter Anfang, aber unser Ziel ist es, diesen Anteil weiter zu erhöhen. Wir wollen ein Programm schaffen, das Chancengleichheit bietet und gezielt mehr junge Frauen dazu ermutigt, den Weg in die Unternehmenswelt zu gehen. Gerade in der Start-up-Szene ist der Frauenanteil nach wie vor gering, und wir sehen es als unsere Aufgabe, das zu ändern, indem wir weibliche Talente aktiv fördern und sichtbarer machen. Dass sich dennoch weniger Mädchen für YEEP beworben haben, liegt teilweise an den strukturellen Barrieren, die nach wie vor in unserer Gesellschaft existieren.
YEEP steht noch am Anfang, aber unser Ziel ist es, diese strukturellen Benachteiligungen aktiv zu durchbrechen. Häufig fehlt es jungen Frauen in der Start-up-Szene an sichtbaren Vorbildern, und viele fühlen sich von technischen oder unternehmerischen Themen weniger angesprochen. Um das zu ändern, setzen wir unter anderem auf weibliche Role Models und planen den Ansatz, gezielt auf Mädchenschulen zuzugehen, um noch mehr Schülerinnen für unser Programm zu begeistern und ihnen den Zugang zur Start-up-Welt zu erleichtern.“
„Im Curriculum von YEEP stehen als nächstes Unternehmensbesuche und auch Peer-Learning an. Themen sind Team & Profiling und Kommunikation. Wer ist für die Inhalte dieser Module verantwortlich?“
VL: „Das Projektteam rund um YEEP sowie das Kuratorium haben eng zusammengearbeitet, um die Inhalte des Programms in Abstimmung mit den Stiftungen zu gestalten. Dabei legen wir besonderen Wert darauf, dass sich die Inhalte klar von bereits Gelerntem abgrenzen und durch unser internes Fachgremium kritisch hinterfragt werden, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen gerecht werden. Ein zentrales Anliegen ist es, die Wünsche und Bedürfnisse der Schülerinnen zu berücksichtigen und darauf einzugehen. Gleichzeitig profitieren wir von den vielen Highlights und Ressourcen, die uns das NXTGN-Verbundnetzwerk zur Verfügung stellt, um das Programm weiter zu bereichern. Durch diese vielfältige Mischung aus praktischen Erfahrungen, Theorie und persönlichem Austausch wird sichergestellt, dass die Inhalte der Module fundiert, praxisnah und zukunftsorientiert sind.“
„Eric, ihr habt ja mit der Universität Stuttgart auch eine akademische Begleitung. Was passiert in diesen Modulen? Kann man sich das wie eine Vorlesung vorstellen?“
EH: „Ja, das Programm ist praxisorientiert und setzt stark auf Peer Learning. In den Modulen wird vertiefendes Wissen im Bereich Unternehmensaufbau vermittelt. Die Inhalte sind so gestaltet, dass sie curricular anrechenbar für ein Studium sind. Die Teilnehmenden können nicht nur theoretische Kenntnisse erwerben, sondern auch praktische Fähigkeiten entwickeln, die direkt auf ihre unternehmerischen Vorhaben anwendbar sind.“
„Valeria, Kannst Du uns schon einen Ausblick auf das 2. YEEP Halbjahr geben? Was steht da für die Teilnehmenden auf dem Programm?“
VL: „Im zweiten Halbjahr setzen wir die YEEP Journey fort und beginnen mit dem Ideenmanagement. Gemeinsam mit der Design Factory der Arena2036 werden wir einen Design Thinking Workshop durchführen, um kreative Lösungsansätze zu entwickeln. Darüber hinaus intensivieren wir die Vermittlung von Hard Skills wie Sales, Recht, Controlling und Finance. Das bereits gestartete Mentoring-Programm, die Unternehmensbesuche und die Bearbeitung von Challenges bleiben ebenfalls zentrale Bestandteile des Programms. Dabei streben wir an, Startups, Forschung und Corporate weiterhin so gut wie möglich miteinander zu vereinen.“
„An Euch beide gereichtet: Wenn Ihr so auf die Entwicklung des Projektes schaut und auch auf Dein Team bei NXTGN bzw. bei der Uni Stuttgart. Was waren hier die größten Herausforderungen für Euch?“
VL und EH: „Die größte Herausforderung für uns besteht darin, uns an eine neue Zielgruppe zu richten und herauszufinden, wie wir sie am besten erreichen können. Wir setzen uns intensiv mit neuen Themen auseinander, die für Jugendliche relevant sind. Ein zentrales Anliegen ist die Vereinbarkeit unserer Programme mit dem Schulalltag, um sicherzustellen, dass unsere Angebote nahtlos in die bestehende Struktur integriert werden können. Viele Elemente des Programms sind neu, und zahlreiche Bereiche müssen Brücken schlagen. Diese Herausforderungen erfordern ständiges Lernen und Anpassungsfähigkeit von unserem Team sowie eine enge Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Partnern.“
Wir sagen herzlich Danke für den Einblick in dieses Progamm. Wir wünschen Euch gutes Gelingen für die nächsten Module und freuen uns schon auf den nächsten Bericht aus dem YEEP Ökosystem.